Das war es dann. So verwaschen mein Zeitgefühl gerade auch sein mag, ich stelle fest: das Jahr ist rum. Anlass genug um eine Rückschau zu halten. Das hier ist mein persönlicher Jahresrückblick.
Ich habe diesen Rückblicht angefangen mit dem Gefühl, dass dieses Jahr irgendwie für die Füße war. Wenig Radfahren, viel Arbeit, Corona. Während dem Schreiben selbst stellte ich aber fest, wie viele Dinge es dieses Jahr gegeben hat, für die ich dankbar sein darf – und auch bin. Der Winter ist eine trübe Zeit. Das geht vielen so. Aber 2021 war nicht nur Winter. Mir hat es total geholfen, zurück zu schauen und sich an die Erlebnisse, Veränderungen und Geschenke zu erinnern, die mich glücklich machten. Ich wünsche dir gute Unterhaltung.
Januar – New wörk
Ich habe (mal wieder) die Arbeitsstelle gewechselt. Das war zwar genau genommen schon im November 2020 aber diese Veränderung spielt natürlich auch im Januar eine große Rolle. Auch nach über einem Jahr kann ich über meine neue Arbeitsstelle sagen, dass ich so gut wie jeden Tag gerne in die Arbeit gehe. Das kannte ich vorher so noch nicht. Endlich habe ich das Gefühl eine Stelle gefunden zu haben, die wirklich gut zu mir passt. Ich bin sehr gut in dem, was ich dort tue, und dass ich machen darf, worin ich gut bin, dafür bin ich extrem dankbar.
War ich mache? Ich arbeite in einem sogenannten Kleinstheim, für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sprich Schizophrenie, schwere Depressionen und auch ein bisschen Persönlichkeitsstörungen, Alle schon etwas älter. Klingt nach einem wilden Mix. Doch ich kann festhalten, dass unsere zwölf Bewohnerinnen und Bewohner medikamentös ziemlich gut eingestellt sind und schon seit vielen Jahren Psychiatrieerfahrung haben. Im Großen und Ganzen ist der Alltag reine Routine. Genau darum geht es bei meiner Aufgabe auch. Um Strukturierung des Alltags und damit um Aufrechterhaltung von Stabilität.
Mir selbst tut diese geregelte Struktur übrigens auch ganz gut. Bei meinen vielen Interessen, Vorhaben und Projekten tendiere ich dazu, mich öfter mal zu verzetteln. Da kommt mir mein geregelter Arbeitsalltag mit seltenen Alarmmomenten und wenig Überraschungen gerade recht.
Klar. Krisen passieren dort schon auch. Zum Glück selten, aber wenn, dann mit ganz schön Wucht. Das möchte ich nicht aussparen, aber unterm Strich kann ich sagen: Ich liebe meinen Beruf.
Februar – Werksend
Ich habe es schon einmal erzählt. Eine andere große Neuigkeit in meinem Leben ist das Kellerwerkstatt im Münchner Viertel Westend. Darum auch der Name: Werksend.
Gemeinsam mit Freunden habe ich mir dort eine Gemeinschaftswerkstatt eingerichtet. Eine richtige “mancave”. Mit viel Werkzeug, Bierkühlschrank, Platz und Material, um an Fahrrädern zu schrauben oder auch mit Holz zu arbeiten. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich etwas geschweißt.
Die Werkstatt ist ein toller Raum für Kreativität und praktische Arbeit mit den Händen. Während ich den Tag über viel mit Zuhören, Reden und Dokumentieren verbringe, kann ich nach Feierabend meine Hände benutzen und etwas dinghaftes erschaffen.
Was ich dort alles so mache? Neben den üblichen Wartungen an meinem Fahrradfuhrpark, habe ich für zwei Freunde zwei neue alte Wunschräder aufgebaut. Für Theo sein Torino und für Milena ihren Heinz. Außerdem hatte ich nach einer Nacht im Gitarrenbauer-Kosmos auf Youtube die Schnapsidee eine E-Gitarre aus einem alten Kleiderschrank zu bauen. Hat zwar viele Monate gedauert, aber hat geklappt. Sie klingt und sie sieht toll auch. Finde ich zumindest.
Außerdem steht seit März eine alte Indische Rikscha im Werksend, deren Restaurierung nur schleppend bis stockend voran kommt. Ich verzweifel an dem Sch***ding. Ganz ehrlich. Wenn sich ein*e erfahrene*r Rikscha Spezialist*in bei mir meldet, große Dankbarkeit wäre ihr/ihm sicher.
März – Das Fahrzeug
Im Familienbesitz befindet sich seit letztem Jahr ein großes Auto, das auch als Camper funktioniert. Und das tut es sehr gut. Unsere letzten Urlaube haben wir vor allem mit dem Ducato gemacht.
Auch im März war ich damit unterwegs. Ich wollte ursprünglich meine Woche Resturlaub dazu nutzen, um mit dem Rad von München nach Berlin zu fahren. Doch meine Dauererkältung, Pandemie-Bestimmungen, und vorhergesagter Schnee haben mich umgestimmt. Also habe ich vom Rad auf Camper umgesattelt und die Zeit genutzt, um trotzdem nach Berlin zu fahren, um meinen Bruder dort zu besuchen und einen Abstecher an die Ostsee zu machen. Mein Rad hatte ich sicherheitshalber auch dabei. Um dann festzustellen, dass es viel zu kalt war und ich mich viel zu kränklich gefühlt hatte, um ernsthaft damit unterwegs zu sein.
Stattdessen habe ich die Dringlichkeit einer Wärmedämmung im Bus (5 Grad in der Nacht) erkannt und Fotos mit meiner neuen Kamera gemacht.
April – Preisgekrönter Blogger
Im April habe ich bei einer Online Preisverleihung den Goldnen Blogger für den besten Einzelbeitrag verliehen bekommen. Ich darf mich von nun an also preisgekrönter Blogger nennen. Das soll stolzbedingt auch hier noch einmal Erwähnung finden.
Juli – Kroatien
Zwei Wochen Urlaub im Süden. Camping in Kroatien. Mit Freundin und unseren guten Freunden Eva und Jakob. Was soll ich sagen. Urlaub in Kroatien halt. Krasse Hitze, cooles Meer, kühles Pivo, Essen, Angeln und Entspannen.
Ich erinnere mich besonders an einen fast magischen Tag. Wir verbrachten ihn auf einem gemieteten Speedboot, das wir eigentlich nicht hätten mieten dürfen, erkundeten eine malerische Insel und besuchten ein Restaurant, wo ich den Speisefisch meines Lebens verputzte, in einer Traumbucht, die so unwirklich surreal und schön war, so wie der ganzen Tag, dass ich dass alles gar nicht glaubhaft wiedergeben könnte.
Auch in Kroatien hatte ich mein Bike dabei und bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle meine Schläuche von den scharfen Steinen Kroatiens ramponiert wurden, konnte ich ein paar tolle Momente schwitzend in der südlichen Sonne genießen. Plattentechnisch war ich wirklich schlecht ausgestattet. Das muss ich zugeben.
August – Der Berg und die Taschen
Im August habe ich nochmal ausgeholt zum großen Streich. Zur Großen Fahrt des Jahres. Von München nach Ljubljana wollte ich fahren. Auch wenn es nicht ganz gereicht hatte – kräftetechnisch – so war die Reise zumindest Grundlage für ein episches Abenteuer. Und mit Abenteuer meine ich wirklich Abenteuer. Hier geht es zu meinem ausführlichen Reisebericht, ich empfehle die Nachlese wärmstend.
Außerdem gab es im August einen Relaunch meines Onlineshop. Diesmal richtig professionell.
Was 2020 noch quick and dirty los ging, hat nun eine würdige Verpackung bekommen. Mit fünf verschiedenen selbstgenähten Taschen ging es damals los, auf einer einzelnen sehr langen Seite zum Runterscrollen auf diesem Blog hab ich die Stücke angeboten. Wer eine Tasche haben wollte, hat mich angeschrieben. Hat irgendwie funktioniert. War aber super umständlich.
Mittlerweile habe ich mit Hilfe meines Bruders einen richtigen Webshop aufgebaut. Mit Warenkorb, Bezahlfunktion, Wunschliste und allem drum und drain. Ist fein geworden. Schau vorbei, es sind noch Taschen da auf www.jobinski.de
September – Westdeutschland und ein Abschluss
Mit meiner Freundin ging es im September für ein paar Tage nochmal los mit dem Camper. Im Ruhrgebiet haben wir Freunde besucht. Dort waren wir außerdem auf einer richtigen Party. Eine echte Party mit 3G-Konzept und ohne Masken. Ich war sogar auf dem Dancefloor. Kann man das glauben? Fast wie früher, aber auch sehr sehr ungewohnt.
Wir haben den schönen Westerwald durchquert und uns am Ende der freien Tage auch noch den Schwarzwald angesehen. Es war eine wirklich erholsame Zeit. Wandern, pausieren und in die Luft schauen.
Im September endete außerdem meine Psychotherapie. Mein Instagram Post von damals bringt es nach wie vor recht gut auf den Punkt, was das für ein Moment war:
“Let’s face the fact:Ich bin ein hübscher Mann. Heute finde ich mich schön.
Heute Vormittag hatte ich übrigens meine letzte Therapiesitzung. Meine Psychoanalyse Ist damit jetzt abgeschlossen.
Das heißt zweieinhalb Jahre, zwei mal in der Woche, 50 Minuten auf die Couch sind jetzt vorbei. Es war die beste Investition in meine persönliche Entwicklung, die ich je getätigt habe! Ich bin froh, diese viele Zeit und diese vielen Auseinandersetzungen mit mir selbst und meinem tiefsten Inneren gemacht zu haben.
War nicht nur easy, war aber wichtig.
Die Therapie hat mein Leben verändert. Heute geht es mir nicht nur sehr sehr viel besser als noch vor zweieinhalb Jahren, es geht mir sehr gut.
Bye bye Depression, bye bye Panikattacken. Auf Nimmerwiedersehen!
Willkommen neues Selbstbewusstsein, Willkommen neues Leben.
Heute fühle ich mich schön.
Ich möchte, dich ermutigen, wenn es dir schlecht geht, Hilfe zu suchen.
Wenn du nicht genau weißt wie und wo, kannst du mir gerne schreiben.”
Das Gesprächsangebot gilt übrigens immer noch. Im Falle des Falles stehe ich zur Verfügung.
Oktober – Provence
Es ist noch Urlaub da. Was tun? Klar mit Freundin und Camper nach Frankreich. Der Luberon in der Provence ist sehr sehr schön. Auch oder vielleicht vor allem in der Nebensaison. Diese Bilder sollen es beweisen.
November – Dauererkältung und Winterblues
Vom ersten Lockdown im Januar hatte ich noch einen Zeitgutschein für das Fitnessstudio erhalten. Ganz bewusst hatte ich mir die zwei kostenlosen Trainingsmonate auf den November und Dezember gelegt. Ich wollte etwa zwei bis drei mal in der Woche trainieren und mich so fit für die kommende Radsaison machen. Wie oft war ich in den zwei Monaten dort? Richtig: Gar nicht. Seit dem Urlaub im Oktober komme ich erkältungstechnisch nur sporadisch wieder auf die Füße. Dabei würde mir der körperliche Ausgleich wirklich sehr gut tun. Meinem Körper so wie auch meiner Psyche.
Dezember – Zurück und vor
Und so endet das Jahr 2021. Rückblickend ein Jahr voller schöner Erlebnisse und auch Herausforderungen. Von Impfverweigerern im engsten Kreis, von üblen Situationen in der Arbeit, der dauerhaften körperlichen Abgeschlagenheit und dem allgemein Corona Blues könnte ich auch schreiben. Doch soll dies ein positiver Rückblick sein. Ist besser so.
Wie war dein Jahr gewesen? Ähnlich durchwachsen? Oder ganz anders?
Wer zurückblickt, kann besser nach vorne schauen. Denke ich zumindest. Hört sich zumindest weise an.
Darum geht es im nächsten Artikel auch, um meine Jahresziele für das kommende Jahr. Sich mit denen auseinander zu setzen, macht sogar. Ich wünsche bis dahin euch schöne Tage “zwischen den Jahren”.
Ein Gedanke zu „Zwanzig Einundzwanzig – Mein Jahresrückblick“