Die Deutschen hassen die Deutschen oder: Falsch geparkt!

Ich erfreue mich immer wieder daran wenn ich Opfer der typisch deutschen Spießbürgerlichkeit werden darf. Dies geschieht meist in Form von betont freundlichen und passiv aggresiven Ermahnungen über die Nichteinhaltung der Zimmerlautstärke, der nicht Nichteinhaltung der Grillverordnug oder dem wiederrechtlich Parken.

Freitag war es wieder so weit. Zu dritt waren wir und wir waren auf einem Geburtstag. Um es genau zu beschreiben in Pflaumdorf. Wer jetzt nicht genau weiß wo sich Pflaumdorf befindet kann sich dies natürlich erearthgoogeln ich merke jedoch vor: Es lohn sich nicht. Klein wie der Ort selbst so klein ist dort auch das Verständnis für widerrechtliches Parken. Wie an Geburstagshausundgrillparties üblich ist die entsprechende Straße zumeist derart vollgeparkt, dass ein Parkplatz für Spätankömmlinge, wie wir es waren, nur schwer zu finden war.

Aus Mangel an Straßenfläche entschieden wir uns für eine freie Kiesfläche neben der Auffahrt des Nachbarhauses der Gastgeberin. Bis morgen, so dachten wir würde es wohl niemanden stören und in ein paar Stunden sind wir, so oder so, wieder weg. Falsch gedacht: Als wir uns auf den Weg Richtung heimatliche Matratzen machen wollten, war an Ausparken nicht zu denken, denn ein großer schwarzer Mittelklassewagen versperrte uns den Weg. Zugeparkt wie im Leerbuch für Verhinderungstaktiken.

Wie also jetzt vorgehen? Der Ratlosigkeit folgte schnell der Unmut, beim Auffinden des zurückgelassenen Zettels, dessen Verfasser sich die Mühe gemacht hatte zu schreiben und zu hinterlegen:
“Wer auch immer auf diesem Privat-Parkplatz parkt, wartet bis morgen,  Samstag (14.Mai) – frühestens 8 Uhr – ! Vorher wird kein Auto bewegt. Klingeln zuvor ist sinnlos u. unverschämt
Wir haben wohl doch geklingelt – es war tatsächlich sinnlos, ob unverschämt kann ich nicht beurteilen. Mir gefällt bei der Betrachtung der Nachricht besonders gut das unterstrichene „kein“ oder  auch die dramatischen Gedankenstriche um die zeitliche Warnung.

In der Zeit die er wohl gebraucht hat einen Zettel zu suchen, dann noch einen Stift und um diese Nachricht zu schreiben um diese an unserem Auto zu hinterlegen, hätte der Audibesitzer zwar auch seine -Verzeihung- Penisverlängerung  zweimal an eine alternative Stelle fahren können, aber das soll jetzt hier nicht das Thema sein. Das Thema ist hier vielmehr meine Freude darüber, dass hier endlich mal wieder jemand seine Pflicht als anständiger preusisch tugendhafter Mitbürger wahrnimmt und seinen ganz eigenen Teil dazu beträgt, dass dieses Land noch ordentlicher wird. Eine besonders schöne Form von Zivilcourage quasi.

Mich würde es nur noch mehr freuen wenn die Menschen, dieses Landes, auch noch dann für eine bessere, schönere, und sicherere Welt eintreten würden, wenn notwendig wird aus dem Schatten der Anonymität zu treten und sich eventuell tatsächlich verletzlich zu machen. Das würde zum Bespiel bedeuten ermahnende Briefe mit Namen zu unterschreiben oder seine Kritik auch auf offener Straße zu äußern wenn es um die Einhaltung von Toleranz geht, die anscheinend so wichtig nicht sein kann wenn ich mir den Vorgartenfaschismus so anschaue. Aber vielleicht ist Deutschland dafür noch nicht reif genug.

Wir bemühen uns lieber um korrektes Verhalten wenn es um den Putzplan im Hausflur oder die sachgemäße Entsorgung von Plastiktüten geht.

An all das konnte ich aber gar nicht mehr denken, denn zehn Minuten später, kam die vermeidliche Mutter des notorischen Zuparkers mit ihrem Auto. Die gute Frau war unglaublich verständnisvoll, für unsere Parktat, denn die Straße war augenscheinlich vollgeparkt. Sie holte kurzerhand den Schlüssel aus dem Haus an dem wir gerade noch geläutet hatten und wir konnten endlich unsere verzögerte Heimfahrt antreten.

Was geblieben ist war die Vorstellung einer interessanten Frühstückssituation zwischen Mutter und Sohn die sich morgens – frühestens 8 Uhr – in einer sauberen Küche in Pflaumdorf abspielen wird.

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