Nachtpaparazi

Alle gefühlten tausend Jahre verschlägt es mich in einen Nachtclub, eine Diskothek oder auch sonst einen Schuppen, in dem laute Musik gespielt und Alkohol ausgeschenkt wird. Solche Abende sind nur selten geplant, man gerät irgendwie hinein und es gefällt einem dann meistens doch nicht so richtig, aber auch nicht so wenig, dass man Nachhause geht. Einer dieser Abende reicht dann meistens für lange Zeit um meinen Hunger nach dem Besuch eines Etablissements des Nachtlebens zu stillen. Das liegt unter anderem an den überteuerten Getränken, unfreundlichen Besuchern und an:

Den Nacht – Paparazzi. Sie machen einem leicht den Abend schwer. Wozu sind die denn überhaubt gut? Diese wichtig tuenden Nikon- und Canon- Schwenker. Gelernt hat man so was nicht, schätze ich, und viel können muss man als Partyfotograf auch nicht, außer den Zeigefinger soweit zu krümmen, dass der auf „Vollautomatik“ gestellte Kamerapenis seinen Dienst tut. Diesen verrichtet er etwa 200 mal in 4 Stunden also etwas öfter als einmal  pro Minute. Japanische Zustände!

Zu sehen sind auf den Bildern dann in erster Linie Kussmünder, in Richtung Kamera gerichtete Hände mit verkrüppelten Fingern deren Besitzer ein neues Gang-Symbol erfinden möchten – oder Peace-Zeichen. Victoria! Ursprünglich gebrauchten Gladiatoren dieses Zeichen um ihre Kapitulation zum Ausdruck zu bringen. Ein interessanten Gedanke, dass sämtliche Partybesucher sich geschlagen geben: „Alter du hast gewonnen! Mach ruhig ein schlechtes Bild von mir und lade es auf deine sinnlose Seite. Morgen werde ich diese in aller Frühe besuchen um nach Bildern von mir zu suchen, um diese auf das Profil meines Lieblingsnetzwerkes zu laden und meinen Freunden zu zeigen: Ich habe verloren: Meine Kontrolle über den letzten Abend und meinen Willen eine halbwegs vernünftige Figur zu machen. Ich habe verloren“

Neben dem DJ und dem Barkeeper ist erschreckender Weise der Partyfotograf einer der coolsten Personen im Raum. Warum das? Nachtfotografen ( und ich spreche hier nicht von ausgebildeten Fotojournalisten) sind aufdringlich, inkompetent und  obendrein ziemlich rücksichtslos. Keiner meiner Freunde würde auf die Idee kommen, derart unvorteilhafte Schnappschüsse von mir anderen Menschen vorzuführen oder gar ins Internet zu stellen, es sei denn, er will mir etwas heimzahlen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Partydokumentarfotografen sich viel Zeit nehmen, ihre Speicherkarte einmal auszumisten. Da wird rücksichtslos hochgeladen was nicht komplett verwackelt oder unscharf ist. Der Trugschluss, dass eine teure Kamera nur gute Bilder machen kann und die Tatsache, dass digitale Bilder nichts kosten, machen den Job eines Partyfotografen meiner Meinung nach nicht umbedingt notwendig, sondern dieser bringt nicht vielmehr als Datenmüll und Fremdscham hervor. Erinnerungen an einen schönen Abend sagst du? Da wäre ich mir nicht so sicher. Sind nicht die besten Erinnerungen die, von denen es keine Bilder gibt? Und ein schöner Abend der, bei denm es nicht darum geht, besonders gut auszusehen?

Am 6. August 2004 ist in Deutschland ein Paragraf( § 201a Strafgesetzbuch (StGB) )in Kraft getreten, der die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen in weitem Umfang unter Strafe stellt (so genannter “Paparazzi-Paragraf”). (Quelle: Internet)

Ich habe hier gerade ein bischen Spaß. Ich lasse gerade ein wenig die Sau raus, na gut, das passiert etwa alle 7 Monate. Ich würde sehr wohl behaupten, dass dieser Moment zu einem höchst persönlichen Moment zählt. Gerade jetzt habe ich getrunken und geschwitzt. Ich bin nicht umbedingt der Meinung dass Partybilder der Kariere unmittelbar schaden aber unter keinen Umständen dieser Nachtwelt bin ich jetzt in der Lage einen repräsentativen Eindruck zu hinterlassen. Weder für meinen Chef, meine Freunde, meine Mutti oder vor mir selbst. Jeder der jetzt ein Bild von mir machen würde, bekäme die wohl unvorteilhafteste Seite von mir auf seinen LCD gepresst. Schweiß und Alkohol sind kein passender Indikator für ein verdächtiges Profilbild.  Meine Meinung.

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