In den vergangenen Tagen habe ich im Teil 1, 2, und 3 über meine Reise nach Norwegen berichtet. Was hier kommt ist mein persönliches Fazit, welches ich aus der ganzen Aktion ziehe. Gerade wenn man viel im Zelt sitzt oder liegt hat man viel Zeit sich Gedanken zu machen. Vorsicht! Was hier zu lesen ist nicht allzu ernst zu nehmen.
Wenn man eine solche Tour unternimmt, bringt es nichts sich zu viel mit sich selber zu beschäftigen. Ich bin mir nicht sicher, aber als ich diese Gedanken aufgeschrieben habe habe ich mir vorstellen können, dass das was jetzt folgt auch für das Leben im Allgemeinen gelten könnte. Klar muss man aufpassen, wenn man solch hochtrabende Behauptungen von sich gibt, aber warum nicht versuchen. In dem Moment als ich diese Gedanken hatte, kamen sie mir durchaus sehr bedeutsam vor.
Wenn ich mich nur mit mir selber beschäftige, sei es jetzt beim Wandern in der Natur oder bei mir Zuhause in meinem alltäglichen Leben, so hätte ich keine Freunde an dem was mir hier widerfährt. Das Land, die Natur, das Leben. Wenn ich erst einmal eingelaufen bin, wenn es einfach rund läuft, warum sollte ich dann auf meine kalten Füße oder meinen schmerzhaften Rücken achten. Mir würde die Großartigkeit der Landschaft und die Schönheit der Gegend völlig verloren gehen.
Wo wir gerade bei tiefen Gedanken sind muss ich es auch extra blöd ausdrücken: Ich muss aufhören in meiner eigenen Suppe zu rühren und über den Tellerrand (meines Lebens) hinausschauen. Zu viel Selbstreflexion tut niemanden gut. Erst wenn ich anfange meinen Blick auf das Große Ganze zu richten fällt mir auf wie nichtig und unbedeutend klein meine Probleme doch sind. Ich rede jetzt nicht von der Armut und den Kriegen dieser Welt, ich möchte es einfacher sagen. In den Worten die für mich in diesem Moment des Nachdenkens bedeutsam waren: Was ist mein kalter Fuß schon verglichen mit der Kälte die dort unten im halb gefrorenen See herrscht, auf dem die Eisschollen schwimmen?
Was ist schon dieser steile Anstieg vor mir im Vergleich zu den hunderten, ja tausenden Gipfeln hier um uns herum in der gesamten Hochebene. Ich glaube die Bedeutung von Größe lässt sich nur in der Natur, bei den großen Dingen selbst begreifen. Ein Bild was mir mehr sagt als der Vergleich mit Menschen die Krieg und Armut erfahren. Ich habe keinen blassen Schimmer von Krieg und Armut. Die Herausforderungen, die ich zu bewältigen habe, sind zum Glück andere. Ich möchte auf keinen Fall das Leben im Krieg mit dem Besteigen eines Berges vergleichen! Ich möchte nur sagen, dass das was ich selber körperlich erfahren habe als Vergleich geeigneter ist.
Wandern bedeutet den Weg und sich selbst zu überwinden. Mich selbst kann ich aber nur überwinden wenn ich meinen Blick hin und wieder von meinen Schwierigkeiten löse und das Ganze betrachte.
Im Nachhinein kann ich immer noch auf das Überwundene blicken und stolz sein auf das was ich geschafft habe. Ich habe die größte und höchste Hochebene Europas (schneebedeckt und zu Fuß) durchschritten. Ich habe die Alpen mit dem Fahrrad überquert. Was kann mir jetzt noch etwas anhaben? Sicher, es gibt immer noch krassere uns extremere Typen als mich oder härtere Dinge die man leisten kann, doch für mich sind diese Aktionen bedeutsam, weil sie für mich bedeuten, dass ich mich selber überwunden habe.
Diese Dinge hätte ich allerdings nicht geschafft wenn ich nur auf meinen frierenden, schmerzenden oder schwitzenden Körper, meinen viel zu hohen Herzschlag oder die kalte Luft geachtet hätte. Von Zeit zu Zeit muss man inne halten und feststellen, dass der innere Schweinehund und die eigene Aufgabe verschwindend klein sind im Vergleich zu dem was um mich herum zu sehen ist.
Solche Touren und solche Erkenntnisse helfen mir meinen Willen zu stärken. Wer seine Grenzen erfährt und sie austestet kommt weiter. Er wird mit der Zeit und den Herausforderungen diese Grenzen immer weiter stecken können und so über sich hinauswachsen.
Ich bin übrigens nicht der Auffassung, dass der Mensch sich immer selber „überwinden“ muss. Auch wenn ich das hier oben so formuliert habe. Wir befinden uns schließlich nicht im ständigen Kampf mit uns selber. Das wäre schließlich äußerst anstrengend und zudem ungesund. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass wir manchmal uns selber, auf dem Weg zum glücklich werden, ein wenig im Weg stehen.
Ein Gedanke zu „Norwegen – Das Fazit“