Nebenjob, Minijob, geringfügige Beschäftigung. Alles Begriffe, die mit der Realität wenig gemein haben. Da ist nichts “Mini” und nichts nur so nebenbei. Das sind alles Knochenjobs. Aber was sein muss, muss sein. Wer Instrumente kauft, muss sie auch bezahlen. Und dafür braucht man Geld.
Mittlerweile habe ich einen reichen Schatz an unterschiedlichsten Joberfahrungen gesammelt. Nicht, weil ich schwer zu vermitteln bin, oder ich so schnell wieder gefeuert werde, sondern weil ich folgender Meinung bin: Die Vielfalt macht das Leben reicher und außerdem kann keiner diesen Jobs ernsthaft über längere Zeit nachgehen. Hier eine kleine Auswahl meiner Favoriten:
1. Kabelhilfe beim BR. Hört sich unglaublich spannend und besonders wichtig an. War es aber nicht. Ich hatte zu der Zeit noch keine Wohnung in München und musste daher zwei Stunden Anreise inkaufnehmen. Meine Aufgabe war eher statischer Natur. Ich war Kabelhilfe beim Training für Kameraleute und diese übten die Woche über nur sehr wenige Dinge wie Kamerafahrten. Vielmehr so Sachen wie Bildaufbau und Scharfstellen. Live war das Ganze natürlich auch nicht und daher ist der Nervenkitzel eher ausgeblieben.
2. Der Klassiker des jungen Menschen: Zeitungen austragen. Wer hat das nicht gemacht? Für einen bemerkenswert niedrigen Lohn bei Wind und Wetter durch den Ort stapfen um eine kostenlose Zeitung an den Mann und die Hausfrau zu bringen, die, ehrlich gesagt, niemand wirklich haben will. Das Schlimmste bei diesem Job war allerdings das Einsortieren der zusätzlichen Werbung. Als ob noch nicht genug Werbung zwischen den journalistisch höchst anspruchsvollen Artikel zu finden wäre. Wobei von Finden hier nicht die Rede sein kann, da bei solchen kostenlosen Zeitungen eher die Artikel gesucht werden müssen.
3. Telefonist bei einer Versicherung. Von 10.00-18.00 Uhr sind unsere Leitungen besetzt. Und das waren sie auch. Eine Woche lang habe ich mit anderen Studenten die Schadensmeldungen einer Versicherung reingezogen. Interessante Geschichten habe ich dort auch viele gehört. Zum Beispiel wie es möglich ist, wenn eine Frau „nur kurz“ aus der Küche zur Toilette gegangen ist, eine Minute später der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer brennt.
4. Lagerist beim Baumarkt. Oder vielmehr Putzfrau im Männerparadies. Eine Woche lang Regale aufräumen und dabei den Klängen der sich ewig wiederholenden Werbefilme von Lackauftragungs-Systemen oder Abflussreinigern lauschen. Wer dort länger arbeitet, muss dass ganze einfach ausblenden sonst verliert er den Verstand. Ich hab meinen gerade noch behalten.
5. Briefe sortieren bei der Post. Was passiert eigentlich mit den ganzen Briefen, die ihr in den Briefkasten werft? Wenn ihr euch dass mal gefragt habt dann kann ich euch die Antwort geben. Sie landen beim Briefzentrum wo sie als Schüttgut weiterverarbeitet werden. Daher mein Tipp: Wenn ihr etwas verschickt, das halbwegs wichtig ist, packt es gut ein!
6. Mein aktueller Nebenjob: ADAC-Briefe kuvertieren. Mann glaubt kaum wie viele Briefe der ADAC täglich verschickt und das auch noch rund um die Uhr. Meine Lebensaufgabe für diese Woche ist eine klassische Fließbandarbeit. Briefkuverts vom Fließband in die Kisten stapeln, Kiste auf die Palette laden und die Palette ins Lager bringen. Das ganze geht dann 8 Stunden am Tag. Dank dem Gehörschutz hör ich dann auch den Lärm nicht mehr aber dafür auch sonst nichts. Ich befinde mich also in einer Blase aus Stille und Monotonie. Eine körperlich sehr anstrengende aber irgendwie auch sehr meditative Arbeit.
Die meiste Zeit verbringe ich allerdings nicht mit dem Stapeln von Briefen, sondern mit Warten. Warten darauf dass das Laufband wieder voll mit Briefen ist oder darauf, dass die Maschine repariert wird. Es kann schon mal passieren dass ich eine geschlagene Stunde nur herumstehe und schlicht und einfach nichts tue. Genau dadurch habe ich genügend Zeit, diesen Artikel auf meinem Handy zu tippen. Ich denke mir stündlich: Ich könnte diese Zeit auch sinnvoller nutzen. Stundenlohn hin oder her, ich könnte auch Zuhause sitzen und Hausarbeit schreiben, Bass üben, das nächste Projekt für meine andere Arbeit vorbereiten oder einfach mal Schlafen.
Am interessantesten finde ich bei all den verschiedenen Jobs, die ich bis jetzt schon gemacht habe, die Leute die mit mir arbeiten. Die könnten verschiedener nicht sein, und doch sind sie sich in einem sehr ähnlich, denn alle Menschen mit denen ich bisher zusammen gearbeitet habe, regen sich fürchterlich gerne auf. Über die Kunden, die Kollegen, die Klienten, den Chef oder über die Arbeit an sich. Ich glaube das liegt daran, dass man kein wirklich gemeinsames Thema finden kann und das ist wirklich nicht so einfach unter den Kollegen und da ist das künstliche Aufregen halt die einfachste Beschäftigung. Man hat einen gemeinsamen Gegner und alle teilen das gleiche Schicksal. Also immer los mit dem Geschnatter.
Heute ist der letzte Tag hier im Maschinenkeller und ich bin wieder sehr froh, wenn das alles wieder mal hinter mir liegt. Aber ich freu mich schon wieder genauso auf den nächsten Job und bin mal gespannt, wo es mich als Nächstes hinverschlägt. Zum Beispiel hab ich noch nie Pizza ausgeliefert, oder mich als Tellerwäscher versucht. Wir werden sehen.
So oder so finde ich gehört es zum Leben eines jungen Menschen dazu… wenn er schon arbeiten muss dann auch so richtig albern. Wie schon anfangs erwähnt: die Vielfalt macht das Leben aus und wer kann schon sagen er hat vom Versicherungsangestellten bis zum Lageristen schon alle Jobs gehabt.
Ein Gedanke zu „So nebenbei“