Aus der Versenkung aufgetaucht. Fast einen Monat lang nichts getippt in dieses Formular. Unverschämt. Beinahe hätte ich mein Kennwort für meinen Blog vergessen. Ein unglaubliches Unglück welches nur durch die sorgfältige Dokumentation sämtlicher PINs, TANs, und Codes abgewendet werden konnte. Ein guter Tipp übrigens, ganz nebenbei.
Zur Entschädigung für die lange Wartezeit gibt es daher eine kleine Geschichte: Ich war diese Tage in der Oberpfalz. Ein Medienprojekt an der Förderschule führte mich hierher. Daher hatte ich die Ehre auf Kosten meines Arbeitgebers in einem Hotel zu übernachten. Hui hui. Das war aber noch nicht die Geschichte, eher eine Einleitung.
Ich komme also an, in diesem grundsoliden Altstadthotel mit tonnenweise Dekomaterial in den Gängen und bekomme meinen Schlüssel an der Rezeption. Meine letzte Malzeit liegt mittlerweile einige Stunden zurück, von daher freue ich mich viel zu sehr auf das Abendessen (von dem ich noch nicht weiß woher ich es bekommen soll) als dass ich mich genau auf die Hinweise von dem übergewichtigen Angestellten konzentrieren könnte. Ich greife mir dem Schlüssel und trage meinen schweren Koffer die Treppe nach oben. Der Lift ist kaputt. Ich bin völlig durch den Wind (sagt man das noch so?) und kann nur noch an das Essen denken was mir hoffentlich bald bevor steht. Zimmer 208, die Tür steht offen. Erstaunlich, denke ich.
Der Plan: alles ablegen was ich nicht brauche und dann gleich wieder los. Ich trete ein und bin erstaunt. Ein riesiges Zimmer mit Schreibtisch, Telefon, Sofalandschaft und einem pervers großen Fernseher vor dem Doppelbett. Nicht schlecht. Das hätte ich nicht erwartet. Hat sich mein Arbeitgeber nicht lumpen lassen. Ich bin durchaus beeindruckt wie weit ich es mit meinen jungen Jahren schon gebracht habe. Auf den Schock muss ich erst mal aufs Klo.
Schnell noch pinkeln und dann kann ich los. Die Tür der sanitären Kammer lass ich getrost offen, damit ich noch ein wenig auf das schöne Zimmer blicken kann. Fast hätte ich noch ein Foto mit meinem Handy gemacht. Fertig, los. Ich greife wieder zum Schlüssel, gehe auf den Flur und versuche die Türe hinter mir abzusperren. Der Schlüssel passt nicht. Was ist da los? Ich versuch es noch einmal. Nichts geht. Verdammt! Ich bin im falschen Zimmer gelandet. Auf dem kleinen Schlüsselanhänger aus Stein ist die Zahl 308 eingraviert. Ich bin nicht weit genug nach oben getrottet. Ich ergreife die Flucht. Noch hat keiner etwas bemerkt. Schnell alles unter den Arm, auf den Rücken und in den Mund gepackt und zum richtigen Zimmer gehumpelt.
Hier die Ernüchterung. Die Größe des Zimmers ist schon eher meinem gesellschaftlichen Stand, die Größe des Bettes der Größe des Zimmers und der Fernseher schon eher der Größe des Bettes angemessen. Ich bin angekommen.
Eine unglaublich spannende Geschichte? Eher nicht. Sagt ihr? Interessant wird sie erst wenn ich mir vorstelle was alles hätte anders laufen können. Zum Beispiel: Was wäre wenn während meiner Sitzung jemand in das Zimmer gekommen wäre. Der Hotelbetreiber etwa oder auch die Reinigungsfachkraft. Was wäre, hätte ich nicht nur gepinkelt sondern womöglich noch etwas größeres produziert? Eine unangenehme Vorstellung? Eine unangemessen Ausführung meiner Gedanken? Gut dann lassen wir das.
Eine Möglichkeit wäre noch gewesen, dass ich gar nicht mehr aus dem Haus gegangen wäre und ich mich gleich in das falsche Bett gelegt hätte. Wann wäre mein versehentlicher Schwindel wohl aufgeflogen und hätte ich womöglich gar keine Kleidung getragen? Oder alles gleichzeitig. Ist aber alles nicht passiert – alles nur in meinem Kopf.
Zur weiteren Unterhaltung daher eine zweite Geschichte. Ich liebe die Reisemöglichkeit der Mitfahrgelegenheiten. Da trifft man meistens nette und interessante Menschen. Neben den üblichen Fragen was man denn so macht und woher man den so kommt fällt in einer Gruppe mit dem Auto Reisender immer diese eine Frage: „Und was macht ihr so in (bitte das Reiseziel einsetzten)?“
Die einen besuchen ihre Freunde oder gehen auf Konzerte. Die Familie oder der Lebensgefährte möchte gedrückt oder eine schöne Stadt besichtigt werden. Alles legitime aber vergleichsweise langweilige Antworten.
Die Antwort die uns allerdings die gute Frau mit Kurzhaarschnitt Mitte vierzig auf der Fahrt nach München gab verschlug uns für einige Sekunden die Sprache.
“Ich gehe auf eine Messe.“
„Aha. Was denn für eine Messe?“
„Die Bondage Messe.”
“Wie bitte? Die Montage-Messe?”
“Nein nein, die BONDAGE-Messe. Bondage! Kunstfesseln.”
So so was soll man darauf sagen? Fesseln und Kunst also. Nachdem die Stille nach einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr auszuhalten ist fasse ich mir ein Herz und sage: ” Cool, das wird bestimmt sehr interessant.” Damit ist das Thema abgehakt. Wir reden lieber über das Wetter, stellen uns in unseren Köpfen eine interessante Messe vor und fahren weiter.