Ich habe es angekündigt. Ein Fahrrad wurde erstanden. Wer mir dieser Tage über den Weg läuft wird es schnell bemerken. Keiner kann mit mir ein Gespräch führen ohne von meiner neusten Errungenschaft vorgeschwärmt zu bekommen.
Normalerweise ist die Anschaffung eines neuen Fahrrades keine Sache über die man Artikel im Internet schreibt. So weltbewegend kann das ja nicht sein. Doch ich schreibe hier über Dinge, die mich beschäftigen und wie unehrlich wäre ich, würde ich diese, für mich große, Sache unerwähnt lassen.
Was begeistert mich überhaupt an Fahrrädern? Das ist schnell gesagt. Für mich ist das Fahrrad einer der bedeutendsten Erfindungen, welche die Menschen hervorgebracht hat. Fahrräder vereinen technische Raffinesse, Mobilität, Design und Kultur auf eine Weise, wie ich es sonst von keinem anderen Beispiel kenne.
Klar es gibt Autos. Aber die interessieren mich nicht einmal halb so sehr, wenn ich ehrlich bin wahrscheinlich überhaubt nicht. Mein Mittel der Wahl zur Zielerreichung ist das Rad.
Fahrräder sind dabei nicht nur Forstbewegungsmittel. Sie sind fast schon ein politisches Statement. Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, verweigert sich unnötigem Benzinverbrauch und überfüllten Bussen. Ein klares Zeichen der Unabhängigkeit. Ich bestimme selber wann ich meine Reise antrete und muss mich nicht nach Fahrplänen oder Stauzeiten richten. Ein Rad kann jeder besitzen. Ich brauche keinen Führerschein. Ich zahle keine KFZ-Steuern, auch keine Versicherung.
Gleichzeitig tu ich mit dem Treten in die Pedale nicht nur der Umwelt, sondern auch mir selbst etwas Gutes. Ich bewege mich so oder so schon viel zu wenig. Ein kaputter Rücken und ein viel zu früh verfallender Rest des Körpers sind das Resultat. Ich glaube ich habe noch niemals ernsthaft bereut mit dem Fahrrad statt mit dem Bus zu fahren. Ich bin morgens wacher und auf dem Weg nach Hause ausgeglichener. Das Rad ist für mich ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht meinen Körper gut zu behandeln.
Wer mit dem Fahrrad reist hat für mich die perfekte Geschwindigkeit sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen. Wandern ist schön und gut aber, sind wir doch mal ehrlich, auch sehr langsam. Im Zug oder im Auto rast alles nur vorbei. Auf dem Fahrrad kann ich schauen und komme gleichzeitig voran. Auf meiner Alpenüberquerung habe ich das gemerkt. Selten hat habe ich ich mich so sehr auf die Landschaft konzentrieren können wie da, ohne das ich mich schnell satt gesehen habe.
Aber zu meinem neuen Rad: Es ist so wunderbar, endlich genau das besorgen zu können was man sich lange überlegt hat. Immer schon hatte ich irgendeine Mühle, die ich immerzu reparieren oder mit Kleinigkeiten verbessern konnte. Aber im Grunde war das immer eher frustrierend als befriedigend. Richtig Geld und Zeit zu investieren hätte sich nie gelohnt. Wenn der Rahmen schon zu klein oder alles andere schon viel zu verranzt ist hatte ich immer irgendwann keine Lust mehr auf Bastelnachmittage.
Doch jetzt habe ich einen Rahmen in meiner Größe. Einen Rahmen der mit so gut gefällt, dass ich nicht vor habe ich einmal anders zu lackieren. Und all die Details! Ich gerade schnell ins Schwärmen wenn ich an die ganzen Kleinigkeiten denke, die ja den Charakter eines Fahrrades ausmachen. Beschriftungen in den Pedalen oder die super erhaltenen Bremszüge.
Was wurde gemacht: Bis aus den Rahmen ist eigentlich alles neu, beziehungsweise neu gebraucht. Zuerst mal neue Laufräder. Singlespeed. Wer braucht in München schon eine Schaltung. Indurstriegelagert, Alu und mordsschnell. Dann natürlich weg mit den überflüssigen Schaltwerken, Umzuwerfern und Zahnkränzen
Ein neuer Lenker, gekürzt. Neue Bremszüge und Hebel, passend zum Rest, sehr schön. Eine Sattelstütze der besonderen Art, keine simple Kerze, nein nein. Ganz wichtig: Der Sattel: Handgearbeitet aus Leder. Macht das Rad zum Ausstellungsstück. Besonders durch die passenden Griffe.
Dann noch die extra breiten Pedale, für den besseren Tritt und die optisch passende Klingel. Und so weiter und so weiter. Doch jetzt kann ich sagen: Es ist fertig. Bilder vom fertigen Produkt folgen in Kürze.
Ein Gedanke zu „Das Rad – eine Liebeserklährung“