Liebeserklärung an letzte Nacht – Hamburg at it’s best

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SMS-von-letzter-Nacht.de erfreut sich größter Beliebtheit. Es lässt den Leser teilhaben an diesen Abenden wo alles anders läuft als geplant. Abende an denen Menschen Geschichten außerhalb von ihren Alltagen erleben und das unbedingt mitteilen wollen. Das ein Großteil der SMS-von-letzter-Nacht Geschichten nicht wirklich so passiert sind ist naheliegend. Aber das macht auch nichts. Für den Leser reicht die Vorstellung eines außergewöhnlichen Abends aus um sich unterhalten zu fühlen.

Ich habe auch eine fantastische Nacht erlebt. Es war ein Samstag. Auch ich möchte euch daran teilhaben lassen. Zwar nicht im Chatformat, sondern in ganzen Sätzen. Was ihr euch sonst nur vorstellen könnt will ich auch anhand von allen Details liefern. Sofern ich sie denn noch alle zusammen bekomme.

Es geht los mit einem Feierabendbier in der Kletterhalle. Das ist ersteinmal nichts außergewöhnliches. Samstag Abend, was tun? Da ich eine recht ungeregelte Woche habe lege ich nicht besonders viel Wert darauf das Wochenende möglichst feierfreudig auszufüllen. Ich kann an einem Samstag gerne auch einfach nichts machen. Tatsächlich muss ich am Wochenende eher früh aus dem Bett als unter der Woche. Nur an diesem Samstag wollte ich gerne was erleben. Nur ¨was?¨ lautete die Frage. Meine Kontaktkreis in Hamburg ist durchaus sehr beschränkt, wenn es darum geht die Nacht unsicher zu machen. Darum erstmal unter den Kollegen rumgefragt. Keiner weiß so richtig was, nur als ich schon heim fahren will um doch gemütlich und vermutlich leicht frustriert zu hause zu sitzen, bekomme ich den Tipp, dass in einem Schrebergarten heute Konzerte sind. Besser als nichts. Auch wenn ich dort niemanden kenne, kann ich da ja mal hinschauen. Lust auf etwas ungewöhnliches habe ich heute ja sowieso. Also suche ich diesen Schrebergarten, ganz in der Nähe von meiner Wohnung.

Hören kann ich die Konzerte schon. Nur hinfinden ist nicht so einfach. Zwischen mir und der Musik ist ein Wasser und ein Industriegebäude. Ich muss mir einen anderen Weg suchen. Endlich angekommen, ich höre Musik direkt hinter der Hecke, finde einen Durchgang und sehe gerade noch die letzten 40 Sekunden Auftritt einer recht interessanten Band. Wenn ich das überhaupt beurteilen kann. Sicher sagen kann ich jedoch, dass ich zu spät bin. Doch das macht mir erstmal nichts aus. Noch ist der Abend nicht verloren. Es gibt eine improvisierte Bar und wo kommt man mit Menschen in Kontakt? Richtig, dort wo es Bier gibt.

Ich sehe mich um. Die Leute scheinen gut gelaunt und auch grundsätzlich sehr entspannt zu sein. Viele tauschen sich aus über das scheinbar fantastische Konzert, während andere schon Pläne für die kommenden Stunden schmieden. Ein besetztes Haus feiert ein Sommerfest. Klingt  wie gemacht für mich, da muss ich hin. Ein ehemaliger Arbeitskollege nimmt mich mit. Auf dem Gepäckträger werde durch Wilhelmsburg getragen. Besser geht es schon fast nicht mehr. Die laue Sommernacht weht mir um die Nase und ich bin einfach froh jetzt nicht zu hause in der dunklen Wohnung sitzen zu müssen.

Wir kommen an. Überall Leute mit guter Laune. Nette Menschen, keine anstrengenden Partybesucher, die nur das Haus verlassen um sich herzeigen zu wollen oder sich wichtig zu machen. Alle sind hier aus einem einfachen Grund: Sie wollen eine gute Zeit haben. Sehr gute Vorraussetzungen. Im Innenhof, der übrigens grandios mit leuchtenden Papiertieren dekoriert ist, spielt ein Mann mit glitzerndem Anzug und 70er-Jahre Perücke, auf einem Keyboard alte Discoklassiker. Dabei singt er herrlich schräg und falsch. Alle freuen sich, viele Tanzen, noch mehr singen mit. Es liegt Liebe in der Luft.

Ich komme ins Gespräch mit einem jungen Mann. Wir verstehen uns auf Anhieb und ohne, dass wir es aussprechen ist uns klar: Wir haben unseren Kumpane für die Nacht gefunden. Wir trinken. Wodka-Mate. Zu viel Klischee? Uns egal, weil wir freuen uns. Wir ziehen los und besichtigen das Haus. Es gibt eine Bar im Keller, noch eine Bar und ein Konzert im Wäschekeller. SKA-Punk mit viel Druck und guter Laune. Die Luft ist mindestens hundert Jahre alt hier unten und es ist nicht möglich keinen Körperkontakt mit einem der hundert Menschen hier drinnen zu haben. Nach dreißig Sekunden in diesem Raum bin ich mit einem Schweißfilm überzogen. Nicht ausschließlich mein eigener. Doch hier ist kein Platz für Ekel oder Eitelkeit. Hier wird getanzt.

Irgendwann halten wir, mein neuer Freund und ich, es nicht mehr aus und müssen den Raum verlassen bevor wir kollabieren. Was nicht heißt, dass wir nicht weiter Tanzen. In der Bar nebenan sind die beiden Barmänner gleichzeitig hervorragende DJs. Wir tanzen wie die Besessenen. Zusammen, alleine mit allen anderen. Es scheint als wären wir über die Kellertreppe in eine andere Dimension geraten. Eine Dimension in der Tanz die eizige Art ist sich auszudrücken. Was wir hier ausdrücken ist eindeutig: Freude. Zwei Hippiefrauen unterbrechen ihr Händchenhalten und attesttieren uns beiden die beste Laune des Abends. Ich kann den beiden nicht wiedersprechen, denn hier scheint wirklich alles gut zu sein. Da stört es mich auch nicht, dass ich mit Glitzer geworfen werde.

Und so geht die Nacht ihren fantastischen Weg. Was noch alles passiert ist, kann ich nicht mehr genau wiedergeben. Nicht wegen dem Alkohol. Vielmehr wegen der Tatsache, dass es einfach sehr viel war. Wir geraten noch in ein freestyle-battle der besonderen Art, eine Karaoke Meisterschaft, tanzen und singen zu ¨the police¨ und lachen sehr viel. Was für eine fantastische Nacht.

Irgedwann, als die Wolken wieder lila wurden, bin ich nach hause gelaufen. Mit verklebten Klamotten und schmerzenden Füßen. Doch mein Lächeln über diese grandiose Nacht wird noch einige Tage andauern. Ich sollte öfter das Haus verlassen. An besten ohne mit vorher einen Plan zu machen.

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