Wir leben ein Leben…

© jo leitenmeier

Ich muss mich immerzu ärgern. Ich ärgere mich gerade in diesem Moment darüber, dass die Fliegen, die uneingeladen das Wohnzimmer in meinem Elternhaus mitbenutzen es auf abscheulich unsittliche Weise tun. Sie benutzen es zum Poppen. Frei und fröhlich wird sich hier besamt und dass schon seit meiner Ankunft. Andere Rassen andere ethischen Maximen da hilft auch eine Beschwerde nicht, denn ich spreche leider kein insektisch.

Doch es gibt auch andere Herausforderungen, die mir zumal das Leben schwer machen. Das Leben, nämlich das wir führen.

Ein Leben im Zwiespalt. Ich bin kein Freund von bipolaren Welterklährungen. Die Wahrheit befindet sich oft in der Mitte und letztlich ist unser Handeln und Wandeln in dieses schönen Welt ein Kompromiss aus allen möglichen Forderungen und Ansprüchen. Dennoch möchte ich hier eine Feld aufspannen was sich, entgegen meiner Anfangsthese, in zwei Kategorien einteilen lässt:

Es sind nicht die Begriffe Gut und Böse oder Hell und Dunkel nach welchen ich die Welt erklären kann. Nein. Es sind: Praktisch und Cool. Sind das nicht die zwei Kategorien zwischen denen wir uns täglich entscheiden müssen. Praktisch oder Cool? Immerzu die gleiche Frage.

Ich bin pragmatisch, ok. Doch manches geht sogar mir zu weit. Auch ich finde: so praktisch eine Gürteltasche sein mag sie ist bei Leibe niemals cool. Von daher werde ich auch in Zukunft auf eine solche verzichten. In dieser Hinsicht breche in mit meinem Pragmatismus. Aus Überzeugung.

Ich möchte weitere Beispiele nennen: Eine sportlich geschnittene Fahrradbrille im „Race-Design“ ist nicht zu verachten im Bezug auf Schutz vor Dreck, Ästen und dem Fahrtwind, der einen die Augen immerzu tränen lässt. Doch eine Fahrradbrille ist nicht cool und von daher werde ich mit tränenden Augen zurechtkommen müssen. Hier hat der Wunsch nach coolheit obsiegt. Wer cool ist der ist hart und so werde ich auch in Zukunft die Tränen in meinen Augen ertragen.

Weiter: Gitarrentaschen. Ich finde nur wenige Dinge abstoßender als Polyesterhüllen für Saiteninstrumente. Ein Koffer ist wesentlich cooler. Denn nur 13jährige Jungen, auf dem Weg in die Waldorfschule, tragen ihre Instrumente in Taschen spazieren.

Ich schäme mich jedes mal zutiefst wenn ich das Haus verlassen muss und dabei eine Gitarrentasche bei mir tragen muss. Ich empfehle allen, die Anlässe, in denen man Gitarren durch die Städte trägt auf ein Minimum zu beschränken. Wer macht das denn überhaupt? Angeber machen so etwas. Sie tragen ihre Taschen mit stolzer Arroganz und geschwollener Brust durch die Straßen um den Damen zu imponieren. Den Damen gefällt es nämlich wenn einer im Grillrauch sitzend „wonderwall“ oder „ein Kompliment“ schrammelt. Das gefällt den Damen denn solche Menschen die „wonderwall“ oder „ein Kompliment“ schrammeln können gelten landläufig als tiefsinnig und begabt.

Doch lassen wir mal das „wonderwall-Thema“ beiseite und stellen uns erneut die Tasche-oder Kofferfrage. Mit dem Koffer habe ich auch so meine Probleme. Denn, ein Koffer, so gut er das Instrument auch schützen mag und so geil er auch aussehen mag ist unpraktisch. Er passt häufig nicht in den Kofferraum eines Automobiles und beim Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mutiert er zum Hassobjekt unter den Mitfahrenden und erweist sich zudem auch als höchstgradig sperrig. Es gibt auf die Frage: Tasche oder Koffer eigentlich keine richtige Antwort. Beides irgendwie blöd. Hier kommen wir nicht weiter.

Machen wir mit etwas weiter, das nicht so kompliziert ist: Dinge, seihen es Handys oder Stifte, in die Brusttasche des Hemdes stecken. Praktisch? Keine Frage, aber uncool weil verbeulte Brustaschen niemals cool sind. Ich entscheide mich in diesem Fall übrigens wie so oft für die Coolheit.

Filme auf dem Handy anschauen ist angeblich auch total praktisch aber uncool oder auch unccol aber dafür praktisch, da sind sie die Experten selber nicht einig. Meiner Meinung nach keines von beiden. Eine Frage die sich für mich also gar nicht stellt.
Freilich gibt es auch Dinge die sind cool aber nicht praktisch. Umhängetaschen gelten zum Beispiel als cool sind jedoch das am meisten unpraktische Transporthilfmittel des Jahrhunderts. Warum eine Schulter belasten wenn man doch zwei hat.

Zusammenfassend möchte ich also sagen: Praktisch oder Cool? Ein Maßstab der für alles in der Welt seine Anwendung finden sollte. Nicht immer einfach und auch nicht immer eindeutig.  Freilich gibt es auch hier seine Ausnahmen. Das Taschenmesser ist sowohl cool als auch praktisch. Das ist Fakt. Allerdings nur solange man das Taschenmesser nicht in einer Tasche am Gürtel transportiert. Dann dürfe die Sache recht eindeutig sein.

Alleine die Entscheidung zwischen Cool und Praktisch zu haben ist sowieso schon ein Luxusproblem der 1.Welt. Denkt doch mal darüber nach an diesem sinnlichen Karfreitag, aber bitte erst nachdem ihr über eure Sünden nachgedacht habt.

 

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